Der Grenzübergang nach Usbekistan lief ohne Probleme. Die Beamten waren ausgesprochen freundlich und gut gelaunt. Die Zolldokumente für
die Motorräder haben etwas Zeit in Anspruch genommen, so dass nach 2 Stunden das Tor geöffnet wurde. Wir haben wieder eine Grenze
überschritten.
In Qoqand galt es die üblichen Gänge zu absolvieren, Geld am Automaten holen und SIM-Karte kaufen. Beides war nicht ganz reibungslos aber
erfolgreich. Beim ersten Einkauf und Tankstopp galt es das Preisniveau zu erkunden. Der Kurs mit 1€ ~ 10.000 Som ist schwindeleregend.
Wir sind mal wieder Millionäre.
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Die Fahrt nach Taschkent geht schnell, 4 bis 6-spurig ist die Straße und mit gutem Asphalt. Nur die steigenden Temperaturen sind lästig. Auch in der Stadt
sind die Hauptstraßen breit, sogar bis zu 10-spurig. Wir kommen ohne Mühe zum Art Hostel. Leider schon voll, so fahren wir noch 600m weiter zum
TripLe Hostel. Dort bekommen wir ein Zimmer und die Motorräder stehen im Hof. |
Am Abend erkunden wir noch die Neustadt, mit großen Straßen und Parkanlagen. Es gibt aber kaum Leben in den Straßen, nur wenig Läden und Restaurants. In den Parks ist dagegen viel los.
Am nächsten Morgen war die Altstadt unser Ziel. Dort gibt es einen großen Basar, unserem Gefühl nach größer als in Osch. Die Gebäude sind zwar sichtbar in die Jahre gekommen, trotzdem geht es sehr sauber zu. Insgesamt ist die Stadt sehr sauber, selbst in den Fußgängertunneln gibt es keine Graffity-Schmierereien. |
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Von der Seidenstraße ist nur noch ein Ensemble übrig geblieben, das liebevoll restauriert wurde. Ganz neu dagegen das Ensemble Hazrati Imon, mit vielen schönen sakralen Bauwerken.
Andere Reisende hatten uns abgeraten nach Taschkent zu fahren, die Stadt sei nicht sehenswert und wenig Leben darin. Zum Glück haben wir uns davon nicht beirren lassen. Mit Almaty kann sie nicht mithalten, aber sie reiht sich vor Duschanbe ein.
Auf dem Weg nach Samarkand werden wir noch einen "Schlenker" fahren, um alte Wallnuss- und Maulbeerbäume zu sehen.
Unsere Route nach Taschkent.
Nördlich von Samarkand liegt das Nurata Bergland, einer von den wenigen Bergrücken in Usbekistan.
Dort gab es schon im 3. JT.v.Ch. Besiedelung und Alexander der Große hat die Walnuss von hier nach Europa gebracht.
Die bis zu 1900m hohen Berge sehen genauso karg aus wie die Ebene, wo sollen hier Walnüsse wachsen? Abbiegen in ein Tal bringt die Lösung. Von der nördlich verlaufenden Straße ist es nicht zu sehen, in den tiefen Tälern fließen kleine Bäche, die es nicht bis in die Ebene schaffen. An diesen Bächen wachsen dicht an dicht Walnuss- und Maulbeer-Bäume, dazwischen kleine Häuser, Felder und Grasflächen. Es sind Oasen in der Wüste, die etwas anheimelndes an sich haben. Wir zelten bei einem Guest-House auf der Wiese unter Walnussbäumen.
Der Aydarkul See, durch die Kanalisierung des Syr Darya entstanden, läd zum Baden ein. Bei 35°C eine Einladung die wir gerne annehmen. Der menschliche Einfluss auf den Syr Darya hat hier ungewollt, ein fast 200km langes und 30km breites Ökosystem in der Wüste geschaffen. |
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In Ort Nurata hat Alexander der Große eine Festung errichtet, von der heute nur noch einige Reste zu sehen sind. Die Lehmmauern sind ungeschützt und es ist nur eine Frage von x-Regentagen, bis sie vollständig zu unkenntlichen Hügeln zerfallen. |
Der Ort ist aber nicht zufällig gewählt, unter den Mauern entspringt eine ergiebige Quelle, der Heilwirkung zugesprochen wird.
Nach ein paar Schluck geht's uns besser ... aber ich glaube, es war nur der Durst bei der Hitze und der brennenden Sonne.
Petroglyphen, von der Besiedelung lange vor Christi, gibt es hier auch an vielen Stellen. Im Sarmishsay Tal sind sie leicht zugänglich. Wir fahren die Piste ins Tal und werden schnell fündig. Beeindruckend ... 5000 Jahre alt und immer noch gut zu erkennen.
In Navoiy kommen wir dann wieder auf die Seidenstraße. Von einer großen Karawanserei, Rabat-i Malik, ist nur noch das riesige Eingangstor erhalten.
Die Fundamente dahinter sind liebevoll restauriert, so dass man die Dimension erahnen kann. |
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Die heutige Seidenstraße ist vierspurig, mit recht gutem Asphalt und die 130km bis nach Samarkand sind in 2 Stunden abgeritten.
Im BuB Guest-House Bahodir, direkt neben dem Registan-Platz, checken wir ein. Es hat ein Zimmer für uns und die Motorräder stehen im Hof.
Von hier aus können wir die Attraktionen zu Fuss erreichen.
Unsere Route nach Samarkand.
Es fällt nicht leicht, etwas über eine Stadt zu schreiben, die jeder aus Prospekten von der Seidenstraße kennt. |
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Auffällig ist, dass die Altstadt keine sowjetischen Großbauten enthält und auch westliche, moderne Bürohäuser fehlen. Die Wohnhäuser um die Sakralen Baudenkmäler sind ein- oder zweistöckig, die Gassen kurvig und eng. Nur in den touristisch ausgebauten Bereichen sind Parkanlagen angelegt. Touristen gibt es sehr viele, und man wird ständig angequatscht, ob man nicht einen Guide benötigt, oder etwas kaufen will. Das bringt die Berühmtheit nun mal mit. |
Um 1860 sind die Russen hier eingefallen und haben ein Stadtviertel nach ihren Vorstellungen aufgebaut. Der Unterschied ist deutlich zu sehen, Steinhäuser mit verzierten Fassaden, breite gerade Straßen mit Bäumen. Einige der Bäume scheinen noch aus der Gründungszeit zu stammen, so alt sehen sie aus.
Auf der weiteren Route nach Buchara werden wir noch Shahrisabz, die Geburtsstadt von Amir Timur, besuchen.
Vor der Abfahrt in Samarkand haben wir noch die Medresen am Registan angesehen. Sie waren bis gestern wegen des Musikfestivals geschlossen. Von innen sind sie genauso schön restauriert wie von außen. Um den Besuchern das Leben und den Tagesablauf der Studierenden näher zu bringen, ist aber nichts enthalten. In der Moschee der jüngsten Merdese sind Bilder von der Zeit vor der Restaurierung, das lässt ahnen, wie mühsam es war die Bauwerke zu restaurieren. Und zeigt, das früher kein Interesse an Bauwerken bestand, die keine Funktion mehr haben.
Der Urenkel von Amir Temur, Ulug Bek, war ein begeisterter Astronom. Er hat sich ein Observatorium bauen lassen. mit dem er 1081 Sterne mit hoher Präzision vermaß. Die unterirdischen Überreste des 40m großen Sekstanten sind gefunden worden und heute sichtbar. Ein kleines Museum zeigt Modelle des Observatoriums
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Bei der Weiterfahrt galt es man wieder ein Bergland zu überwinden, ja, im Osten von Usbekistan gibt es Berge. |
In der Geburtsstadt von Amir Temur, Shahrisabz, stehen noch die Reste von seinem Palast. Es sind die Begrenzungen des Eingangsportals, der
Torbogen fehlt schon. Die Höhe übertrifft noch die der Bibi Moschee, Gigantismus pur. |
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Ähnlich ergeht es den restaurierten Gebäuden in Qarshi. Auch hier ist der Park nicht so angelegt, dass Flair aufkommt. Es kommen auch fast keine Touristen hier her.
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Daneben ist eine Anlage mit Militärgerät und Flugzeugen die von Einheimischen rege besucht wird. Für uns gibt es zwei interessante Objekte. Ein 3D Model von Usbekistan im Maßstab ca.1:100. Schön zu erkennen ist die Höhenstruktur. Der Aralsee ist sichtbar eine Senke. Das Zweite ist eine Kletterwand ohne sinnvolle Routen an glatter Wand und ohne Sicherungsmöglichkeit. Den Abnutzungsspuren nach zu urteilen existiert die Anlage schon länger, ohne wirklich fertiggestellt zu sein. |
Der Weiterweg nach Bukhara ist eine langweilige Straße, die leider öfters zum Slalom zwingt. Der Verkeht ist zum Glück recht überschaubar.
Das Fahren in Usbekistan ist gewöhnungsbedürftig. Überholt wird immer, auch bei Gegenverkehr und meist recht knapp. Fahrspuren sind für Usbeken nicht existent, es wird gefahren wo Platz ist und nach Lust und Laune. Es gibt links oder mittig schleichende LKW's, die nicht die geringste Anstalt zeigen in die rechte Spur zu fahren. Spurwechsel von rechts nach links ohne blinken und umgekehrt kann ständig passieren. Kleinbusse und Taxis halten unvermittelt an und fahren ohne Signal einfach los, auch an Kreuzungen. An roten Ampeln wird schon mal vor die Haltelinie gefahren um der Erste zu sein. Wir werden mit Hupe oder Ansprechen an der Ampel oder beim Überholen begrüßt. Bei Basaren ist die Fahrzeugdichte besonders hoch, viele wollen ein- und aussteigen oder eine Parklücke finden. Da kommt der Verkehr auf einer 4-spurige Straße schon mal komplett zum Stehen. Es geht aber recht höflich zu und alle sind scheinbar wachsam, so dass es nicht gefährlich wird. Wir haben bisher nur einen Unfall gesehen, obwohl die Verkehrsdichte recht hoch ist. |
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Chevrolet scheint einen besonderen Vertrag mit Usbekistan zu haben, 90% der unter 5 Jahre alten Autos sind von dieser Marke.
Hier wird fast ausschließlich mit Gas gefahren, so dass wir in jeder größeren Stadt tanken müssen, denn auf dem Land gibt es keine Benzin-Tankstellen
mehr. Dafür entstehen immer noch neue Gastankstellen mit bis zu 10 Säulen. Auch gibt es oft nur 80 Oktan. Wir müssen meist mehrere Tankstellen
anfahren und Fragen, ob auch 91er zu haben ist. Einmal haben wir schon 80er eingefüllt. Zum Glück nur einen halbe Tankfüllung ... man muss etwas
vorsichtiger Beschleunigen, dann geht es.
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Die Einfahrt in die Stadt Buchara sieht anders aus. Es gibt Sowjetische Plattenbauten an den 6- oder 8-spurigen Straßen. Erst beim Erreichen des Altstadtringes ändert sich das Stadtbild, dass dann in enge Gassen mit alten schiefen Lehmhäusern übergeht. In solch einer Gasse liegt das Diyor Hostel. Es hat einen großen schattigen Hof in dem die Motorräder gut Platzt finden. Nur 400m Fußweg entfernt liegt die restaurierte Altstadt. |
Hier herrscht ein ganz anderes Flair als in Samarkand oder Taschkent. Der restaurierte Kern hat zwar nur noch touristische Bedeutung, ist aber voller Leben und die niedrigen, eng stehenden Bauwerke haben etwas gemütliches. Die Anzahl der sakralen Gebäude ist hier auf engstem Raum sehr hoch. Auch nicht sanierte Medresen stehen noch wie sie im 15.Jh. gebaut wurden. Um den touristischen Kern sind die Häuser noch ganz normal bewohnt.
Um etwas anderes zu sehen als Medresen gehen wir zur alten Zidadelle. Diese wurde teilweise restauriert und so die Lehmmauer vor dem Verfall
gerettet. |
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Unsere Route bis Bukhara.
Ob wir die 450km nach Chiva an einem Tag schaffen, war nicht klar. Auf den ersten 80km war die Straße wieder eine Slalomstrecke um Schlaglöcher, die Hoffnung schwand. Danach eine Erleichterung, es wurde eine 4-spurige, betonierte Autobahn. So kamen wir gegen 17:00 Uhr im Alibek Guest House an, direkt vor den Mauern der Altstadt. Dort treffen wir ein Paar aus Dresden, das mit einem ausgebauten Sprinter unterwegs ist. Sie fahren auch Richtung Heimat ... ich glaube es werden sich noch einige unterhaltsame Abende ergeben.
Eigentlich wollten wir unterwegs den Amur Darya fotografieren, ließen uns aber von der massiven Polizeipräsenz abschrecken. Nicht nur an den
Brückenköpfen, sondern auch auf der Brücke standen Polizisten. Offensichtlich besteht hohe strategische Bedeutung.
Chiva hat eine, ursprünglich, normal bewohnte Altstadt, die aktuell touristisch stark ausgebaut wird. In ein paar Jahren wird es das "Carcassone"
Asiens sein und nur noch aus Hotels, Restaurants und Souvenierläden bestehen.
Die Mauer umschließt den Kern noch fast vollständig und ist zum größten Teil restauriert. Besteht aber aus Lehm und hat dementsprechend viel Erhaltungsaufwand. Die meisten sakralen Gebäude stammen aus dem 19. Jh. Der Baustil ist denen aus der Timuriden-Zeit ähnlich, aber die Dekoration ist anders.
Für uns ist Usbekistan schon fast Geschichte, ein Abstecher zum ehemaligen Aralsee und dann viele schnurgerade Kilometer durch Wüste, bis zur Grenze.
Unsere Route bis Chiva.
Die Brücke über den Amu Darya ist wieder gut bewacht, aber etwas vorher gelingt ein Foto. |
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Moinak, die einstige Hafenstadt am Aralsee, verfällt nicht, sondern wird gerade modern ausgebaut. Wir staunen nicht schlecht über die prunkvollen Verwaltungsgebäude, das neue Theater, den Sportplatz mit Schwimmhalle und die neue Textilfabrik.
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Aber unser eigentliches Ziel ist das ehemalige Ufer des Aralsees mit Denkmal und Schiffsfriedhof. |
Wir sind nun viele Tage durch die künstlich bewässerten Ebene zwischen Syr Darya und Amu Darya gefahren. Haben die Bewässerung in den
Pamirtälern und dem Ferganga Tal gesehen und dessen Früchte gegessen. Dabei ändert sich bei mir die Betrachtung der Aralsee Problematik.
Das Trockenlegen des Aralsees wird immer als eine große Katastrophe dargestellt, ist es, für den See betrachtet, auch. Aber es gibt da noch eine
andere Seite. Das Wasser von Syr Darya und Amu Darya ist nicht verschwunden, sondern auf vielem 1000 Quadratkilometern für Fruchtbarkeit
genutzt worden. Es ist Lebensraum für über 10 Millionen Menschen entstanden. Es gibt Insekten, Reptilien, Vögel und Säugetiere, die es vorher
nicht gab. Auch die Reduzierung auf Baumwolle ist zu vereinfacht, es wird die ganze Vielfalt der Feldfrüchte angebaut, es gibt Obstplantagen
und Weinfelder. Sogar für Weidewirtschaft ist Platz und Wasser vorhanden. Nicht zu vergessen, Kleidung aus Baumwolle ist ein biologisch
abbaubares Naturprodukt, besser als jede Kunstfaser.
Die Erde und die Natur kommt mit dieser Veränderung klar, ob wir Menschen damit auf längere Zeit klarkommen, ist ungewiss.
In möchte behaupten, dass es keinen Menschen gibt, der soviel Weisheit besitzt, um in erdgeschichtlichen Dimensionen zu bewerten was hier gut
und was schlecht ist.
Unsere Route bis zur Grenze nach Kasachstan.