Am Morgen hat das Ausdrucken der Visa wirklich super funktioniert. Beim Organisieren von tadschikischem Geld war der Tankwart in Sary Tasch ein besserer Partner als die Bank, er hat 50€ in 500 Tadschikische Suomi getauscht. So ausgerüstet sind wir in den Pamir Highway eingebogen. |
Nach 25km kam die kirgisische Grenzkontrolle. Beim Zoll mussten wir die Zollerklärung, die wir bei der zweiten Einreise nach Russland ausgefüllt hatten, vorlegen. In den Tiefen der Koffer lag sie zum Glück noch. Die dann zu zahlende Registrierungsgebühr von 10$ ist zwar nicht ganz zu erklären, aber auf eine Diskussion mit dem Zöllner, in fremder Sprache, wollten wir uns nicht einlassen. Außerdem waren wir vorgewarnt, dass da noch was zu zahlen sei. Wir haben es mit kirgisischen Som beglichen. Der Ausreisestempel war dann recht schnell erledigt.
Die folgenden 20km Niemandsland über Piste gehen über den 4282m hohen Kizil Art Pass, ein neuer Höhenrekord.
Kurz danach die Tadschikische Grenzkontrolle. Die Anlage hinterlässt den Eindruck, als wenn sie seit 50 Jahren so steht. Die sichtbar neu
errichteten Gebäude sind nie fertig geworden und verfallen schon wieder. Abfertigung erfolgt also in den alten Baracken. Als erstes fällt auf,
hier gibt es keine Computer, unsere Einreise wird in ein "dickes" Buch eingetragen. Beim Stempeln des Passes wackelt der Tisch schon vor
Altersschwäche. Aber freundlich und gut gelaunt sind die beiden Beamten. Beim Zoll hat sich eine Schlange gebildet. Als wir dran sind, wird
auch klar warum. Wieder werden unsere Daten in ein "dickes" Buch eingetragen. Dann füllt der Zöllner noch die Fahrzeugregistrierung, mit
Durchschlag, und die Quittung dafür, von Hand aus. Er hat eine schöne Schrift, aber das dauert eben. Bei uns macht sich während der Warterei
die Höhe bemerkbar, die Beine werden etwas weich. Was etwas ungewöhnlich war, bei beiden Zollstuben mussten alle Eintretenden die Schuhe
ausziehen. Es sind eben die Stuben, in denen die Zöllner auch leben.
Bei der folgende Abfahrt war schnell Asphalt erreicht, welch Erleichterung. Wir sind auf dem berühmten Pamir Highway, es erwarten uns über
380km auf mehr als 3900Hm, mit 3 Pässen über 4200Hm. Breite Hochtäler, gesäumt von teilweise schneebedeckten Bergen. Fast keine Vegetation,
nackte Berge in verschiedensten Farben, blaue Seen und Einsamkeit.
Hin und wieder trifft man andere Reisende, viele mit Fahrrad. Immer ein Grund für ein kurzes Gespräch.
Das erste Ziel ist der Karakul See. Der gleichnamige Ort macht einen so traurigen Eindruck, dass wir ohne Halt durchfahren und dahinter direkt am See unser Zelt aufbauen. Das Wasser ist leicht salzig und nicht wirklich warm, aber Baden geht trotzdem. Am Horizont ist sogar der Pik Lenin zu sehen.
Weiter geht es über den höchsten Pass, Akbaital mit 4655m und nach Murghab. Die Stadt ist keine Schönheit, aber besser als die vielen Erzählungen
davon. Die Häuser sind typische schmucklose Flachbauten mit staubigen Wegen dazwischen, aber wenig Müll. Die 3 neuen Bankgebäude, von
denen eines schon wieder geschlossen ist, und einige Hotels, ragen etwas heraus. Den berühmten Container Markt gibt es auch noch, er ist nicht
anders als in den Städte im Tiefland.
Wir bekommen alles was wir benötigen Wasser, Brot, Geld und Benzin.
Tanken geht hier etwas anders, als man es gewohnt ist. An einem großen Tank ist ein Schlauch mit Hahn, aber kein Zählwerk. Die Liter werden
mit passenden Gefäßen abgemessen. Es gibt eine 10 Liter Kanne, Plastebehälter mit 5, 3 und 1 Liter und einen Trichter.
Bevor es über den letzten Pass geht, übernachten wir nochmal an Yashilkul See. Dort ist eine warme Quelle mit Badehäuschen. Zusammen mit 4 Franzosen teilen wir uns die kleine Wiese für 3 Zelte.
Unser Plan sah vor, nach ca 50km den Highway in ein südliches Nebental zu verlassen. Als wir an der Brücke standen, ihren Zustand begutachteten und die unbenutzte Piste dahinter sahen, fiel der Entschluss eindeutig. Wir bleiben auf dem Highway. Der ist aber in einem besch... Zustand. Als Handelsweg unbrauchbar, da die Fahrer den Totalschaden einkalkulieren müssen.
Wir sind jetzt in Khorog im Hostel und sammeln alle Informationen über das Bartang Tal, dass wir morgen angehen wollen. Es wird schwierig, das ist klar, wenn es zu schwer wird drehen wir um.
Unsere Route über den Pamir Highway
Am Abend überdenken wir die Möglichkeit das Bartang Tal von oben zu fahren, da dann verblockte Passagen leichter sind. |
Der Wakhan Korridor ist ein kleiner Streifen afghanisches Gebiet zwischen Tadschikistan und Pakistan. Am Fluss Panj verläuft die Grenze zu Tadschikistan. Dieses nur langsam ansteigende Tal mit steil aufragenden Seitenwänden ist nicht umsonst als Attraktion beim Bereisen des Pamirs angepriesen. Die Berghänge trocken und ohne Vegetation. Aber wo Wasser fließt wird es genutzt und es entstehen grüne Inseln in den grauen Bergen.
Hier fahren viele Reisende durch, im Hostel haben wir zwei BMW-Fahrer getroffen, Dominique und Oliver, und beim Tanken noch mal ein Pärchen,
Wolfgang und Daniela, mit BMW's, die heute hochfahren. Wir haben uns ein Tagesziel ausgemacht, ein altes Fort aus dem 3. Jh.
Im Guest House daneben wurde es ein schöner Abend. Die Tochter der Betreiberfamilie spricht sehr gut englisch, so konnten wir einiges über
das Leben hier erfahren.
Bei Langar endet der landwirschaftlich genutzte Teil, es geht in Serpentinen steil bergauf und die Landschaft bekommt wieder den Hochgebirgscharakter. Dominique und Oliver nehmen gemeinsam mit uns die Route durch den Zorkul Nationalpark. Dort wird es wieder einsam und die Piste kaum befahren.
Die hohen, schneebedeckten Berge der Wakhan Range auf der afghanischen Seite mit bis zu 6300m, bestimmen die Aussicht. Der Fluss zieht sich als grünes Band durch die grauen Ebenen und Berge.
Das Tagesziel ist eine Heiße Quelle auf 4130m. Es gibt ein neu errichtetes Gästehaus mit Bad. Nach einem Bad im ~40°C heißem Wasser lassen
wir uns das einheimische Essen schmecken. Dominique und Oliver kommen erst kurz vor Sonnenuntergang an, bekommen aber auch noch ein
gutes Essen.
Der Morgen beginnt mit leichtem Regenschauern, am Horizont ist aber schon der blaue Himmel zu sehen.
Die Strecke bis nach Murghab geht durch vegetationslose farbige Berge. Zwischenziele sind ein altes Observatorium mit gutem Rundblick
und Höhlenmalereien.
In Murghab heißt es dann wieder Abschied nehmen. Dominique und Oliver fahren weiter nach Osch und wir zurück nach Khorog. Es war sehr
angenehm, für 3 Tage mal nicht allein unterwegs zu sein und sich am Abend mit Gleichgesinnten zu unterhalten.
Während dieser Tage reifte auch der Entschluss, die sportliche Herausforderung das Bartang Tal zu durchfahren, nicht anzunehmen.
Wir fahren über den Pamir Highway nach Khorog.
Unsere Route durch den Wakhan Korridor
Die Fahrt nach Duschanbe durch das Panj Tal beginnt mit gutem Asphalt, der aber schon kurz nach Khorog in eine Piste mit Restasphalt übergeht. |
Beeindruckend ist die Landschaft, steile, teilweise senkrechte Felsen mit einem reißendem Fluss im Grund. Wir halten oft, um zu Fotografieren und die bis zu 1000m hohen Wände zu bestaunen. Anders als der Pamir in den hohen Bereichen gibt es hier viel festes Gestein.
Unterwegs verkaufen Kinder Äpfel. Bei zwei Mädchen halten wir und nehmen 4 Äpfel mit. Mehr passt nicht in den Tankrucksack. |
Die nächste größer Stadt, Qalai Kumb nutzen wir für einen Einkauf. In der Stadt fällt auf, dass sie an der Hauptstraße viele Prunkbauten hat, das passt
nicht zur Umgebung. Merkwürdig, aber wir versuchen es nicht zu erklären.
Unsere weitere Route verlässt das Panj Tal und führt über den Saghirdasht Pass in das Khingov Tal. Diese Nordvariante ist 90km kürzer, als die
Südroute nach Duschanbe, aber schwerer zu befahren. Belohnt werden wir wieder mit schönen Ausblicken. Diese mal ist das "Schwerer" auch mit
viel Staub verbunden.
Auf der Passhöhe sind wir von eindeutigen Schildern irritiert, Minenfelder. Wann hat es hier Krieg gegeben? |
Vor kurzem hat es viele kräftige Muren gegeben, so dass einige Brücken nicht mehr da sind und viele Straßenabschnitte notdürftig befahrbar gemacht wurden.
Unterwegs gibt es den "Blauen See", glasklares Wasser und Liegewiese, ideal zum Baden und Zelten. Die Reste des früheren Ausbaus zum Naherholungsgebiet sind noch erkennbar. |
Bei Sonnenuntergang verlassen die letzten Gäste den See. Da kommt in junger Tadschike zu uns und versucht auf russisch zu fragen ... Googel-Übersetzer hat "Luftpumpe" ausgegeben. Ja, klar haben wir eine. Und nun wird an einem Lada Niva, mit 6 erwachsenen Insassen, ein etwas flaues Rad mit einer Fahrrad-Luftpumpe wieder auf Druck gebracht. |
Weiter geht es zum Zusammenfluss des Khingov mit dem Surkhov zum Vakhsh. Dieser ist einer der Großen Zuflüsse des Amudarja. Er wird
mit 6 Staustufen zur Stromerzeugung genutzt. Die letzte ist gerade im Bau. Ab hier gibt es endlich guten Asphalt und wir waschen unsere
Motorräder mit einem Wasserschlauch. |
Unsere Route bis nach Duschanbe
Duschanbe ist merkwürdig, die Hauptstraße ist mit hohen, neuen und verzierten Prunkbauden flankiert. Säulen und hohe Erdgeschosse prägen das Bild. In der Mitte der 6 spurigen Straße ist ein Grünstreifen mit alten Bäumen und vielen Bänken, aber keinen Verkaufständen für den Snak nebenbei. Auch der große Rudaki Park mit vielen Wasserspielen hat keinen Imbiss oder Getränkeverkauf. In den Straßen und Gassen hinter den hohen Gebäuden ist das eigentliche Leben zu sehen. Es gibt normale Restaurants und kleine Läden so wie man es aus anderen Städten kennt.
Von Duschanbe fahren wir die Hauptstraße nach Norden. Am Fluss liegen unzählige Ausflugsrestaurants mit Pools. Das passt nicht recht zu dem,
was wir bisher in Tadschikistan gesehen haben ... In der Nähe der Hauptstadt ist vieles anders. |
Auf der Passhöhe, 3200m, steht eine recht moderne Wetterstation mit super Aussicht.
Der Wetterwart läd uns zum Tee ein, hier kommt selten jemand vorbei, und wenn dann Touristen. Er fragt uns, ob wir eine wiederaufladbare
Stirnlampe haben. Da er nicht nach Duschanbe fahren kann, um neue Batterien kaufen, nutzt ihm seine normale nicht viel. Da können wir leider
nicht helfen, aber seinen Sohn machen wir glücklich. Er hat im Fahrrad einen Platten und wir Flickzeug, was bisher nicht genutzt wurde.
Auf der anderen Passseite soll es eine 1000m hohe Felswand zum Klettern geben, das müssen wir "kontrollieren" und biegen in ein enges Seitental ab. Und wirklich eine steile riesige Felswand steht über dem Dorf.
Unser nächste Ziel ist das 170km lange Zerafshon Tal mit einem Gletscher am Ende.
An der Tankstelle am Beginn treffen wir Raimond, einen Esten, mit einer Super Teneree. Die Erzählung, das wir bis zum Ende fahren und dann
zum Gletscher laufen wollen, gefällt ihm und er schließt sich uns an. Er spricht etwas deutsch, gut englisch und russisch. Dadurch ist der
Kontakt zu den Einheimischen deutlich besser.
Im Tal wird auf allen halbwegs ebenen Flächen mit Hilfe von Bewässerung Ackerbau betrieben. Es soll schmackhafte Kartoffeln geben. Beim Einkauf fragen wir danach und schon bekommen wir einen großen Beutel davon. Bezahlung wird abgelehnt, "Willkommen in Tadschikistan". Unterwegs wachsen wilde Aprikosen, als wir davon essen, kommt ein Bauer und bietet uns größere von seinem Baum an. Er ist stolz, uns damit etwas gutes zu tun. Man merkt, in das Zerafshon Tal kommen selten Touristen.
Unser Plan zum Gletscher zu kommen erfüllt sich nicht, 20km vorm Ende der Piste ist eine Brücke eingestürzt und keine vernünftige Furt angelegt.
Wir übernachten auf einem abgeernteten Feld und fahren am nächsten Tag zurück. |
Unsere erster Übernachtungsplatz ist eine Wiese neben Kartoffel- und Gemüseäckern. Es dauert nicht lange und der Bauer kommt.
Zelten hier "no Problem". Was esst Ihr? Kartoffeln, gekaufte ... meine sind besser und schon haben wir wieder einen Beutel voll.
In Istaravshan kommen wir wieder auf Asphalt und die nächste Waschanlage wird genutzt um, die Motorräder vom Staub der vielen
Pistenkilometern, zu befreien. Die Stadt liegt an einem Hügel, der schon seit der Zeit von Alexander dem Großen eine Festung trug.
Diese wurde von den Russen im 19. Jahrhundert geschliffen und heute durch eine kitschige Burg ersetzt.
In Khujand erlebt eine Zitadelle ein ähnliches Schicksal, nur sind noch Lehm-Mauerreste von früher übriggeblieben.
Wir fahren noch bis zum Syr Darya Stausee und nutzen das warme Wasser, um auch unsere Leiber vom Staub zu befreien.
Morgen gibt es wieder eine Grenze zum Überschreiten, wir werden nach Usbekistan kommen. Von Raimond verabschieden wir uns, er fährt nach Kirgistan.
Unsere Route durch Tadschikistan.